Geld ist auch Frauensache!
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Zweifelsfrei ist das Thema „Frauen und Finanzen“ en Vogue. Es gibt immer mehr Podcasts, Zeitschriften, Webinare oder Blogs, die Frauen den Schritt in die Finanzwelt erleichtern möchten. Doch warum ist es gerade für Frauen so wichtig, dass sie sich mit ihrer Geldanlage beschäftigen? Und wie könnten die ersten Schritte in eine finanzielle Unabhängigkeit aussehen? Was gibt es zu beachten?

Diese Fragen möchte ich heute mit den Finanzexpertinnen Daniela Meyer und Astrid Zehbe besprechen. Sie sind Gründerinnen und Chefredakteurinnen des Magazins „finanzielle“. Mit ihrem Frauenfinanzmagazin, ihren digitalen Angeboten wie Workshops, Online-Plattform, Social Media und Newsletter sowie der Community „finanzielle for me“ möchten die beiden Wirtschaftsjournalistinnen Frauen ermutigen und befähigen, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen und in jeglicher Hinsicht in sich zu investieren.

 

onemarkets: Frau Meyer, Sie beschäftigen sich täglich mit dem Thema „Frauen und Finanzen“. Warum ist es so wichtig, dass sich auch Frauen mit ihrer Geldanlage beschäftigen?

Geld ist ja erstmal neutral. Wirtschaftswissen und die grundlegenden Regeln der Finanzwelt sind für alle Geschlechter erstmal gleich. Aber Frauen haben andere Erwerbsbiografien, häufiger Pflege- und Erziehungszeiten, arbeiten mehr in Teilzeit und haben oft Jobs, in denen sie weniger verdienen. Die Bedürfnisse und Möglichkeiten, die sie in Sachen Altersvorsorge haben, sind also ganz andere. So sind Frauen zum Beispiel viel häufiger von Altersarmut betroffen als Männer – weil sie aus den genannten Gründen weniger Geld zum Anlegen haben und häufiger nur kleine Summen sparen anstatt zu investieren. Bei finanzielle gehen wir darum auf die besonderen Erwerbsbiografien von Frauen ein, zeigen Lösungen und Wege auf, wie man sich trotz erschwerter Bedingungen finanziell unabhängig machen kann. Dabei ist uns sehr wichtig, dass wir über Geld sprechen – ganz konkret. Was verdienen andere Frauen, wie sparen und investieren sie? Wir möchten Transparenz schaffen und dazu beitragen, das Gender Pay Gap, die geschlechtsspezifische Lohnlücke, die bei rund 18 Prozent, bereinigt noch immer bei sechs Prozent liegt, zu schließen.

Uns war unabhängig voneinander aufgefallen, dass es bei einer wachsenden Zahl von Frauen einen großen Bedarf an Finanz-Informationen gibt. Außerdem störte uns die immer noch häufig anzutreffende finanzielle Ungleichheit zwischen Männern und Frauen sehr. Finanzbildung ist vor diesem Hintergrund extrem wichtig. Mit einem Finanzmagazin speziell für Frauen wollten wir eine Lücke schließen und Frauen ermutigen in sich und ihre finanzielle Unabhängigkeit zu investieren. Finanzielle zu gründen war die Erfüllung eines Traums – unsere eigene Marke, unser eigenes Unternehmen. Das war auch für uns ein weiterer Schritt Richtung finanzieller Freiheit.

onemarkets: Frau Zehbe, gibt es Studien oder Zahlen, die deutlich machen, wieviel Frauen sich bereits mit der Geldanlage beschäftigen und ob diese vorwiegend einer bestimmten Altersklasse zugerechnet werden können?

Es gibt zahlreiche Studien zu diesem Thema – vor allem von Banken und Fondhäusern. Diese zeigen grundsätzlich alle, dass Frauen noch immer seltener investieren als Männer und eher dazu neigen ihr Geld auf dem Tagesgeldkonto zu sparen. Das bringt natürlich keine oder im schlimmsten Fall Negativzinsen. Zudem sorgt die Inflation dafür, dass das gesparte Geld an Wert verliert. Die gleichen Studien zeigen aber auch, dass Frauen, wenn sie sich für eine Geldanlage entscheiden, oft erfolgreicher investieren. Das liegt hauptsächlich daran, dass sie vorsichtiger vorgehen, sich besser informieren und in die Materie einarbeiten und langfristiger denken. Frauen investieren meistens, um ein Vermögen aufzubauen und ihre Altersvorsorge zu sichern, nicht, um das schnelle Geld abzugreifen. Daher fahren sie eher eine „Buy and Hold“-Strategie, zocken also eher nicht und kaufen und verkaufen ihre Titel nicht ständig, sondern halten sie über einen langen Zeitraum von zehn, zwanzig oder mehr Jahren. So ein Verhalten sorgt in der Regel für die besseren Renditen. Eine neue Beobachtung in einigen Studien ist, dass es ab den Millennials ein Umdenken zu geben scheint. Bei den jüngeren Generationen interessieren sich auch Frauen zusehends für das Thema Finanzen und Investieren und sind eher bereit, ihr Geld an der Börse anzulegen.

onemarkets: Das Ziel hinter der eigenen Finanzplanung ist eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit oder Freiheit. Was ist darunter zu verstehen?

Es gibt einen großen Unterschied zwischen finanzieller Freiheit und finanzieller Unabhängigkeit. Das eine wird mit dem anderen allerdings oft gleichgesetzt. Dabei bedeutet finanzielle Freiheit, dass man sich alles zu jeder Zeit kaufen kann, was man haben möchte, sich also jeden Wunsch uneingeschränkt erfüllen könnte. Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet demgegenüber, dass man seinen Lebensunterhalt aus eigener Kraft bestreiten kann. Man braucht weder den Staat, noch die Familie oder den Partner, um finanziell über die Runden zu kommen. Diese Art von Unabhängigkeit ist es, was wir anstreben – für uns selbst und alle anderen Frauen. Selbst, wenn man es nicht schafft, sich komplett finanziell unabhängig zu machen, lohnt es sich dennoch sich auf den Weg in diese Richtung zu machen. Vielleicht kann man die eigene Rentenlücke nicht komplett schließen, aber zumindest teilweise und so im Alter ein vergleichsweise sorgenfreies Leben führen. Wir haben beispielsweise immer wieder Begegnungen mit Frauen, die nach der Geburt ihres ersten Kindes ihre berufliche Ambitionen aufgegeben und sich völlig in eine Abhängigkeit zu ihrem Partner gegeben haben – obwohl sie das eigentlich nicht wollten. Das finden wir erschreckend und das war für uns auch der Auslöser, uns dem Thema Female Finance beruflich zu widmen. Dank unserer Tätigkeit als Finanzjournalistinnen war uns selbst schon früh bewusst, wie wichtig es ist, sich um seine Finanzen und vor allem die Altersvorsorge zu kümmern. Dennoch mussten auch wir uns dem Thema langsam nähern – das erste eigene Investment war auch für uns etwas Besonderes.

onemarkets: Welche Gründe gibt es, dass sich Frauen in der Regel weniger um ihre Finanzen kümmern?

Das müsste man vermutlich eher die Soziologen oder Psychologen fragen. Wir erleben es in unserer täglichen Arbeit aber immer wieder, dass viele Frauen sich schlicht nicht zutrauen, ihre Finanzen selbst zu managen. Oft spielen negative Glaubenssätze und falsche Annahmen über Geld oder auch die Börse, die vermutlich anerzogen sind, eine Rolle. Noch heute bekommen Mädchen zum Beispiel im Schnitt weniger Taschengeld als Jungen. Frauen werden für ihre Arbeit oft schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen – selbst dann, wenn sie mit gleicher Qualifikation in der gleichen Position arbeiten. Zudem zeigen Studien immer wieder, dass Frauen den Wert ihrer Arbeitsleistung schlechter bewerten als Männer, sich nicht trauen, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen oder sich mit Ausreden abspeisen lassen, die Männer nie zulassen würden und auch gar nicht zu hören bekommen. Es scheint ein vielschichtiges, gesellschaftliches und auch politisches Problem zu sein. Solange die Arbeit von Frauen – auch die unbezahlte Care-Arbeit, die noch immer eher Frauen leisten – weniger wertgeschätzt und schlechter entlohnt wird als die Arbeit von Männern, besteht ein System, das es Frauen schwer macht, sich finanziell unabhängig zu machen und sich mit dem Thema Geldanlage rundum wohlzufühlen.

onemarkets: Für viele Frauen scheint die Finanzwelt zu komplex und undurchsichtig und deshalb wagen sie sich nicht an sie heran. Haben Sie einen Rat, wie Frauen diese Angst überwinden können?

Wir glauben nicht, dass die Finanzwelt für Frauen zu komplex und undurchsichtig ist. Sehr viele Frauen wissen wahnsinnig gut Bescheid, haben viel über die Börse, über Aktien und ETFs gelesen und kennen die Theorie in und auswendig. Sie gehen oft aber nicht den nächsten Schritt und starten ihre Geldanlage und damit den Vermögensaufbau. Das liegt sicherlich auch daran, dass Frauen oft sehr vorsichtig und zurückhaltend agieren. Sie möchten alles ganz genau durchdringen, bevor sie dann handeln. Das ist natürlich ein Problem – vor allem, weil der Zeitfaktor, also das langfristige Investieren, beim Vermögensaufbau so wichtig ist und man möglichst früh damit starten sollte. Es ist für viele Frauen oft hilfreich, sich Gleichgesinnte zu suchen, mit Freundinnen und Kolleginnen über das Thema Geld und Anlagemöglichkeiten offen zu sprechen. Darum haben wir bei finanzielle ja auch die Community „finanzielle for me“ gegründet, da wir gemerkt haben, dass der direkte Austausch mit anderen viel bewegt und Mut macht. Zudem gibt es mittlerweile viele Finanzblogger*innen, tolle Podcasts und Workshops, die einem den Einstieg erleichtern und dabei helfen, wirklich loszulegen.

onemarkets: Wie könnten die ersten Schritte in eine eigene Finanzplanung konkret aussehen? 

 Zuallererst sollte man Wissen aufbauen – über Bücher, Podcasts, Workshops, Magazine. Denn man sollte grundsätzlich nur in Dinge investieren, die man versteht. Danach muss man sich unbedingt einen Überblick über die eigenen Finanzen verschaffen. Auch, wenn es altbacken klingt, ein Haushaltsbuch oder eine entsprechende App kann dabei sehr gut helfen. Jeder sollte seine Einnahmen und Ausgaben genau kennen, um auch Sparpotenziale auszumachen. Man sollte zudem schlechte Schulden abbauen, also z.B. Konsumkredite loswerden und einen Notgroschen anlegen. Je nach Einkommen kann man danach oder gleichzeitig mit dem Vermögensaufbau beginnen. Ein guter Einstieg ist ein breit diversifizierter ETF-Sparplan, den man auch schon mit kleinen Summen, meist ab 25 Euro, besparen kann.

onemarkets: Gibt es auch „Fehler“, die man von Anfang an vermeiden sollte?

Der größte Fehler ist, gar nicht erst anzufangen. Den sollte man unbedingt vermeiden – besonders in Zeiten von Strafzinsen und hoher Inflation.

onemarkets: Frau Meyer, Frau Zehbe, möchten Sie unseren Leserinnen/Kundinnen noch etwas für Ihren Start in die Finanzwelt mit auf den Weg geben?

Tut euch mit anderen zusammen, sprecht offen über Geld, über Gehälter und Honorare. Schafft Transparenz, das hilft euch und anderen Frauen. Gebt euch gegenseitig Investmenttipps und lernt mit und voneinander. Macht euch finanziell möglichst unabhängig, traut euch Ideen umzusetzen, Karriereschritte zu wagen. Schlaut euch beim Thema Finanzen auf und gebt euer Wissen an andere weiter. Und ganz wichtig: Nicht sparen, sondern investieren – was immer ihr entbehren könnt!

onemarkets: Vielen herzlichen Dank für das interessante Gespräch!


Bildnachweis: Marcus Witte

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